Maschinenbau studieren - was kommt auf einem zu?

Warum ich mich für Maschinenbau entschieden habe

Mir ist nach ein paar Wochen schon aufgefallen, dass es eigentlich nur drei Typen an Maschinenbaustudenten gibt: Die ersten studieren Maschinenbau, weil sie schon immer Freude an Technik hatten und zwar meistens aktiv. Das sind die Bastler, Tüftler und Autoliebhaber. Die zweite Gruppe sind diejenigen, die früher immer gute Noten in Mathe und Physik hatten. Die letzten sind Karrieristen, dieimZeit Studienratgeber gelesen haben, dass Ingenieure gebraucht werden und dass sie gut verdienen.
Ich gehörte zur ersten Gruppe und kann daher nur von meiner Erfahrung aus dieser Perspektive berichten. Mir hat das Erschaffen von Neuem schon immer Spass gemacht. Das hatte auch nicht zwingendetwastechnisches an sich. Weil mir auch Grafikdesign und Kunst gefielen, habe ich auch ein paar Wochen mit dem Gedanken gespielt, Architektur zu studienen - quasi als Mischung aus Technik undDesign.
Warum ist das dann verworfen habe, weiss ich schon garnicht mehr. Ich glaube, ich dachte damals dass man Design und Gestaltung einerseits auch nebenbei lernen kann oder es als Hobby betreiben. Grundlagen der Thermodynamik zieht sich sicher keiner als Hobby mal so nebenbei rein.

Der Besuch der technischen Fakultäten hat mir aber eins klar gezeigt: Elektrotechnik ist zu nerdig, bei Informatik sahen alle tot aus und Bauingenieurwesen war mir zu dreckig und man muss früh aufstehen. 
Maschinenbau ist eher eine Querschnittsdisziplin. Man kriegt von den anderen Fächern auch genug mit und ist eher der Generalist unter den Ingenieuren. Außerdem ist es gut bezahlt, sauber und hat vielfältige Aufstiegschancen. Gefiehl mir gut - habe ich also gemacht. Klar, man hätte auch Wirtschaftsingeneurwesen machen können, aber behinderte BWLer gibt genug, dafür muss man nicht seine Jugend hergeben.
Die ersten Semester als Maschinenbaustudent

Die ersten Semester als Maschinenbauer

Dann sitzt man also auf einmal in den Vorkursen zu Mathe, Physik und Chemie. Im Grunde ist das eine Wiederholung von Abistoff. Für alle aus Bayern, Sachsen und Baden-Württemberg ist das easy zu schaffen. Für alle Freunde aus NRW, Berlin und anderen Stadtstaaten zeigt sich jetzt leider, dass man mit Metamphetaminkonsum und bunten Farben malen doch nicht durchs Studium kommt. Viel Spaß beim Aufholen. Im Vorkurs trifft man aber auch schon paar nette Leute und ist das erste mal als Student besoffen. Rein medizinisch gesehen ist das nicht anders als davor, macht aber mehr Spaß, vorallem wenn man der Nachbarin in die Ärmel ihrer Funktionsjacke kotzt (davor Knoten reinmachen!).

Auch das Studium läuft eigentlich entspannt an. Leider nimmt es dann aber rapide an Tempo zu. In Mathe wird für den Umfang des Abiturumfangs ca. ein Monat eingeplant. Ich fand damals, dass es gerade vom ersten auf den zweiten Monat krass an Belastung zugenommen hat und dann auch wieder vom ersten auf das zweite Semester. Nach dem ersten Semester ist auch gleich mal 30% mehr Platz im Hörsaal, weil sich die Schwachen Richtung BWL und anderen Pseudostudiengängen umorientieren.
Folgende Fächer werden für zwei Jahre dein Leben vergewaltigen: Mathe, Mechanik, Elektrotechnik/Informatik, Reglungstechnik und Thermodynamik. Das sind die Knüppelfächer und wenn du denkst der Vatikan ist ein harter Ficker: diese Fächer sind härter. Es ist ok, wenn man beim Lernen mal weint, wirklich.
Dann gibt es die anspruchsvolleren Fächer, die man mit Fleiss gut bestehen kann, da viel Auswendiglernerei und wiederkehrende Applikation von gleichen Methoden: Werkstoffwissenschaften, Konstruktionslehre. Da sind die Übungen eher zeitaufwendig. Stell dich also drauf ein, dass du die Wochenenden am Zeichenbrett verbringst während deine Sozialwissenschaftlerfreunde im Zoo spazieren gehen. Die restlichen Fächer sind eigentlich nur Füllmaterial zum Bullemielernen. Rein, raus, fertig.
Macht aber auch Spaß mal in andere Fächer reinzuschauen und die Welt dort zu erschnuppern. War immer ein bisschen wie Gefängnisausgang.

Der Leidenslohn: Die Vertiefungen im Maschinenbau

Aber es ist Licht am Ende des dunklen Tunnels. Die Vertiefungen, die ca. ab dem 5. Semester beginnen, sind nach dem Horror des Grundstudiums und den einhergehenden Nahtoderfahrungen eine ganz andere Nummer.
Alleine die Tatsache, dass man seinen Neigungen entsprechend wählen kann, ist Gold wert. 

Grundsätzlich wird die Prüfungssituation auch etwas entspannter. Einerseits weil man sein Handwerkszeug kennt, anderseits aber auch weil die Vertiefungen konkreter und spannender sind.

Neben den reinen Vorlesungsinhalten lohnt es sich jetzt auch eine Stelle als studentische Hilfskraft zu suchen. Verschwende nicht deine Zeit in einer Bar, auch wenn es hipp und toll klingt. Direkt an einem Institut sieht man die Anwendung des Faches und lernt viel über Arbeitsweisen und den Methoden.